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Hektischer Goldabfluss via Schweiz

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Kennen Sie das? Monatelang oder jahrelang schaut man auf ein Phänomen, ohne das Wesen dieses Phänomens zu erkennen. Und dann gibt es ein einziges Detail, das plötzlich das Puzzle vollständig macht und ein Bild ergibt.

Es muss keinen besonderen Grund geben, der uns davon abhält, das Wesen der Dinge zu erkennen. Meistens sind es Zeitmangel, vorgefasste Meinungen oder zu wenig Aufmerksamkeit für Details.

Während meiner Studienzeit in Frankreich gab es in meinem Jahrgang zwei Studentinnen aus Venezuela. Beide sahen so aus, wie man sich südamerikanisch Studentinnen vorstellt: schlank, dunkle Haare, gebräunter Teint, modische Klamotten. Beide Mädchen waren attraktiv und vermutlich war das für mich damals ein ganz wesentliches Kriterium meiner Wahrnehmung.

Nach vielen Monaten ergab es sich, dass ich mit einer der beiden Venezolanerinnen ins Gespräch kam, nichts Aufregendes. Unsere Unterhaltung plätscherte dahin wie der Fluss, an dessen Uferböschung wir saßen. Da fragte ich sie, ob sie denn manchmal etwas zusammen mit ihrer Landsmännin unternimmt.

Sie sah mich entgeistert an und erklärte mir: „Mit der habe ich nichts zu tun. Hast Du nicht gesehen, was sie für indianische Gesichtszüge hat?“

Ich erzählte einer deutschen Studienfreundin von dieser erstaunlichen Unterhaltung. Sie lachte und erklärte mir: Weißt du, mit wem du dich unterhalten hast? Sie ist eine du Val (Name geändert).

Zwei kleine Details eröffneten mir den Blick auf eine völlig veränderte Realität. Eine der beiden Venezolanerinnen trug einen Namen, der nach romanischem  Uradel aus der Zeit von Charlemagne klang – und das andere Mädchen hatte etwas indianische Gesichtszüge. Nun fiel mir das auch auf. Zwischen den Mädchen, die mir vorher wie Zwillinge vorkamen, gab es einen Graben tiefer als der Titicaca-See.

Bin ich vorher komplett blind gewesen? Unaufmerksam?

Nein, meine Aufmerksamkeit war auf ganz andere Dinge gerichtet gewesen. Die Kategorien „Südamerikanerin“ und „attraktiv“ fand ich aus Gründen, die meiner Jugend geschuldet waren, völlig ausreichend. Kategorien wie die ethnische oder soziale Herkunft kannte ich als lehrbuchhafte Kriterien, aber sie waren keine Kategorien meiner Wahrnehmung.

Welches sind die Kategorien der Wahrnehmung von Börsianern? Für die absolute Masse der Marktteilnehmer ist es der Preis eines „Assets“. Doch Preise können sich ändern, Greenspan meinte 2012: „Asset prices can collaps.“

Dabei wäre es doch viel interessanter, nicht über den Preis nachzudenken, sondern z.B. wer ein Asset besitzt.

Während der Goldpreisdelle der letzten Monate war es nahezu unmöglich, sich dem Sog der Ereignisse zu entziehen: Man MUSSTE geradezu über Preise schreiben.

Natürlich gab es im Rahmen dieser Marktberichte auch immer wieder Erwähnungen der auffallenden Verschiebungen, doch diese Goldverschiebungen standen nicht im Fokus der Aufmerksamkeit: Anfang des Jahres wanderte z.B. ein gigantischer Goldberg aus den USA nach Südafrika.  Das Gold im Wert von einer Milliarde Dollar tauchte in den Statistiken des Flughafens von New York auf. Der Betrag war groß genug, dass er die amerikanisch-südafrikanische Handelsbilanz verzerrte.

Goldumsatz Perth Mint vs. südafrikanischer Goldimport Frühjahr 2013

Goldumsatz Perth Mint vs. südafrikanischer Goldimport Frühjahr 2013

Hat man jemals wieder etwas von dieser Goldverschiebung gehört? In den Zeitungen und im Internet wurden mehrere tausend Artikel über den „Gold-Bärenmarkt“ geschrieben, doch niemand interessierte sich dafür, warum das Goldförderland Südafrika tonnenweise Gold aus den USA abzog.

Die chinesischen Goldimporte via Hong Kong beschäftigen seit Mitte 2012 die Goldmarktkommentatoren. Die Tonnage-Zahlen, die hier bewegt wurden, waren einfach unglaublich: Anfangs staunte man, wenn monatlich über hundert Tonnen bewegt wurden, inzwischen haben sich Beobachter an große Zahlen gewöhnt. Alleine im März 2013 importierte China via Hong Kong 223,5 Tonnen Gold.

Und diejenigen, die kein Gold gekauft haben, wie die Fed oder die Bank of England oder die Bundesbank beeilten sich zumindest, publikumswirksam unter Beweis zu stellen, dass sie tonnenweise über Gold verfügen. Queen Elisabeth II. musste den Goldkeller der britischen Notenbanker inspizieren, die Bundesbank startete eine fast schon peinliche Pressekampagne, um ihren Goldbesitz von Zweifeln zu befreien, die Fed führte den ersten Gold-Audit ihrer Geschichte durch und ließ National Geographic im Goldtresor in Manhattan filmen.

Ziemlich viel Tamtam für einen „Rohstoff“, oder?

Der fallende Goldpreis der letzten Monate sorgte bei Goldanlegern für fieberhafte Aufmerksamkeit. Aber was ist noch spannender als der Preis? Noch spannender ist, wer in den letzten Monaten kaufte und verkaufte.

Aber wo kann man in Erfahrung bringen, wohin die Goldunzen fließen, wer die alten Besitzer waren und wer die neuen Besitzer sind?

Ich habe darüber schon manchmal nachgedacht, die zündende Idee kam leider sehr spät: Die Ein- und Ausfuhrstatistik der Schweiz müsste so etwas zeigen. Die Zollstatistik wird geführt, um Zolleinnahmen für den Staat zu allokieren. Bei so etwas ist jeder Staat sorgfältig. Jeder ein- und ausgehende Container, jede Wertsendung mit Frachtpapieren muss an den Zollbehörden vorbei.

Schweizerische Gold und Silber Bewegung 2011 und 2012

Schweizerische Gold und Silber Bewegung 2011 und 2012

 Angesichts der weltweiten Bedeutung der Schweizer Goldraffinerien müssen die ungewöhnlichen Goldmarktereignisse der letzten Monate doch irgendeine Spur in den Statistiken der Eidgenossen hinterlassen haben.

Um es vorweg zu nehmen: Volltreffer.

Noch ein Gedanke, bevor es in die Daten geht: Nehmen wir einmal an, ein Goldbarren mit einer Nummernkennzeichnung wandert auf betrügerische Weise aus dem Depot eines Goldbesitzers in die Hände von Schurken. Falls die Polizei den Barren ausfindig macht und den Sachverhalt klärt, dann ist der ursprüngliche Barrenbesitzer immer noch der rechtmäßige Eigentümer, dank der Nummerierung des Barrens. In den meisten Rechtsordnungen ist es unmöglich, Eigentumsansprüche an gestohlenen Sachwerten zu erwerben.

Doch wenn Barren umgeschmolzen werden, dann erhält auch Gold mit zweifelhafter Herkunft eine neue Identität. Das Umschmelzen in der Schweiz sichert den Käufern nicht nur die Echtheit der Goldbarren, sondern einen sicheren rechtlichen Status.

 

Und nun zu den Zollstatistiken der Schweiz: Die Schweizer Goldimporte (Gold und Münzen) stiegen in den ersten 6 Monaten des Jahres 2013 um 41,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Zunahme der Schweizer Goldimporte, nach Gewicht. Zahlen 2013 annualisiert

Zunahme der Schweizer Goldimporte, nach Gewicht. Zahlen 2013 annualisiert

Das deckt sich mit anderen Quellen, die vor einigen Wochen berichteten, dass sich die britischen Goldexporte Richtung Schweiz 2013 verzehnfacht haben. Dabei dürfte es sich sowohl um ETF-Gold, als auch um LBMA-Gold gehandelt haben.

Doch der spannende Teil kommt erst jetzt: Werfen sie einen Blick auf die Schweizer Goldimporte und -exporte:

In den Vorjahren gab es immer eine große Differenz zwischen den Schweizer Goldimporten und den Schweizer Goldexporten:

Schweizer Goldimporten und -exporten in 2011, 2012, 2013

Quelle: Eidenössisches Finanzdepartment EFD

2012 lag die Differenz im Gesamtjahr bei 710,3 Tonnen, 2013 lag sie in den ersten sechs Monaten des Jahres bei nur 107,7 Prozent.

Was passierte mit diesem Gold, mit der Differenz zwischen Importen und Exporten? Dieses Gold hat die Schweiz nicht zu verlassen, zumindest nicht offiziell. Wo ist es geblieben? Haben die Schweizer 800 Tonnen Gold pro Jahr in die heimischen Tresore und Schließfächer gesteckt? Nein, die Schweizer Investmentnachfrage war deutlich geringer. Landete das Gold in Zürcher ETFs? Auch diese Zahlen passen nicht. Die Differenz zwischen Import und Export lässt sich vordergründig nicht erklären.

Aber es gibt seit Jahren ein Gerücht, dass die Volksrepublik China direkt in der Schweiz Gold kauft. Die Barren verlassen das Land in Diplomatenkoffern und in kleinen Privatflugzeugen, die auf nebligen Pisten abheben, ohne dass ein Zollbeamter in die Koffer gesehen hat. Quelle: Gerüchteküche. Wahrscheinlichkeit: recht hoch.

Es könnte auch noch andere Gründe geben, aber irgendwo in den 700 bis 800 Tonnen Gold pro Jahr netto importierte, dürften auch verdeckte chinesische Käufe stecken.

Ja, so könnte es gewesen sein.

Doch 2013 war plötzlich alles anders: Die Differenz zwischen den Im- und Exporten ist laut der jüngsten Statistik der Zollbehörden um rund 70 Prozent eingebrochen. Das ist keine quantitative Veränderung, sondern eine Implosion.

Was immer in den Vorjahren für eine Differenz zwischen Im- und Export sorgte, ist nun nicht mehr relevant. Anders als früher ist die Schweiz nun ein „durchlaufender Posten“: Was rein geht, geht auch ganz schnell wieder heraus.

Um ein Bild zu gebrauchen: Zwischen Januar und Juni 2013 war die Schweiz ein einziger Goldschmelzofen, der auf einem irrwitzig hohen Niveau Gold aufsaugte – und wieder abgab.

Auf annualisierter Basis würden die Zahlen des ersten Halbjahres für Importe von 3205 Tonnen Gold und Exporte von 2997 Tonnen Gold sprechen. Beide Zahlen liegen oberhalb der Weltjahresförderung. Zum Vergleich: Im Goldboomjahr 1980 lag die Weltgoldförderung bei 1220 Tonnen.

Leider weist die Schweizer Zollstatistik nicht mehr die Länderdestinationen aus, man weiß also nicht, wohin das Gold gegangen ist. UBS-Analyst Joni Teves ging in einem aktuellen Research-Dokument davon aus, dass Londoner Gold via Schweiz nach Hong Kong ging.

Teves schrieb: „Aggressive investor liquidation in the West appears to have comfortably filled the physical demand gap: As investor gold positions were cut back, the stocks that were released made their way to Swiss refiners, to be refined or re-melted into products that meet the specifications of buyers in Asia.”

„Aggressive Liquidationen im Westen haben offenbar komfortabel das Loch bei der physischen Nachfrage gefüllt. Als (westliche) Goldanleger ihre Positionen heruntergefahren haben, wurden diese Vorräte an Schweizer Raffinerien geliefert, die das Gold umgeschmolzen haben, um asiatische Spezifikationen zu erfüllen.“ Soweit die Einschätzung des UBS-Analysten.

Eine Frage bleibt aber offen: Warum verließ das Gold ganz offiziell die Schweiz und hinterließ eine klare Spur in Frachtpapieren und Zollstatistiken, statt wie in den Vorjahren diskret zu „verschwinden“?

Ich denke, es gibt eine Antwort: Es gab keine Zeit mehr zu verlieren, weil der finale Countdown lief.

Die Jagd nach den letzten Barren hat sich in den letzten Monaten beschleunigt. Wie sagte Goldmarktexperte Ned Naylor-Leyland so schön auf Reuters.com:  „… der absolut unausweichliche “Run” auf das 100:1 gehebelte Bullion-Banken-System hat nun wirklich begonnen …“

Wenn der Run auf die letzten freien Plätze einsetzt, bleibt keine Zeit für Freundlichkeiten. Wer Freitagabends mit dem ICE unterwegs ist, kennt das. Und nicht anders dürfte es am Goldmarkt sein.

Während die Chinesen in den Vorjahren die Artigkeit besaßen, ihre Goldkäufe diskret über das Diplomatengepäck abzuwickeln, um niemanden zu düpieren, ist nun das Ende der Heimlichkeit gekommen.

Deswegen ist die Differenz zwischen Schweizer Im- und Exporten plötzlich um 70 Prozent zusammengebrochen. Für das Aufrechterhalten der Fassade gab es keine Zeit mehr. Der mühsame Transport im Diplomatengepäck ist beendet, nun werden 1000 Tonnen pro Jahr mit Frachtflugzeugen abgeholt. Beweisen lässt sich das nicht, doch wer diese Version nicht mag, sollte eine andere gute Idee für die Datenimplosion in den Schweizer Zollpapieren haben.

Gibt es tatsächlich einen Run auf die letzten Barren? Dazu passt eine Nachricht aus Singapur: Ein dortiger Hedge-Fonds-Manager berichtet, dass es derzeit nicht mehr möglich sein soll, Anteile des weltgrößten Goldfonds (SPDR) in Gold ausliefern zu lassen.

Wie passt die Flucht ins Gold damit zusammen, dass Dow Jones und Dax nahe der historischen Höchststände haussieren?

Es gibt einen unverzichtbaren Experten, der in der Vergangenheit in kritischen Marktphasen den Durchblick behielt: Tyler Durden, ein vermutlich britischer Trader, der auf zerohedge.com bloggt, ein schlauer Kerl.

Als im Frühjahr 2011 ausgemachte Experten wie Jim Rogers und PIMCO-Star Bill Gross auf einen schwachen Dollar setzten und sinkende Kurse von US-Staatsanleihen, witterten nur ganz wenige Marktbeobachter die Vorzeichen einer doppelten Rally von Dollar und Staatsanleihen, darunter Tyler Durden.
Damals berichtete ich über das „Conundrum“, dass der Dollar sinkt, während US-Staatsanleihen eine schwache, aber messbare technische Stärke zeigten.

Innerhalb weniger Monate wurde aus diesem, damals kaum wahrnehmbaren Wetterleuchten eine der machtvollsten Finanzbewegungen des letzten Jahrzehnts, die Billionen an nominalem (Schein)-Vermögen erschuf.
Mit dieser Bewegung hätten Marktteilnehmer in 15 Monaten 108 Prozent Plus machen können. Und was das wirklich faszinierende an dieser Marktbewegung war: Sie vollzog sich ganz im Stillen. Ein Gruß an die Wirtschaftspresse, die am Steuer eingeschlafen war.

Was sagt Spürnase Tyler Durden zum heutigen Markt?

Erschrecken sie nicht: Sein Kommentar war vor einigen Tagen sinngemäß: „Und wieder ein neuer Handelstag – und niemand hat eine Ahnung, was vor sich geht.“

Am 13. September 2013 zitierte Tyler Durden einen hochrangigen Investmentbanker, der im kleinen Kreis seine Meinung zum Besten gab: „Nobody knows what the f**k is going on…” – „Niemand weiß, was zum Teufel los ist.”

Bert Flossbach, einer der bekanntesten deutschen Vermögensberater, wurde in der letzten Woche vom Handelsblatt gefragt: „Die Staaten verschulden sich immer weiter und die Notenbanken kaufen diese Schulden auf. Wie soll das auf Dauer funktionieren?“ Die Antwort des preisgekrönten Vermögensberaters: „Das wüsste ich auch gerne.“

Derzeit scheint es in einer Branche, die nie um eine Einschätzung verlegen ist, einen erstaunlichen Mangel an Analyse- und Prognosefähigkeit zu geben. Immerhin, der von Tyler Durden zitierte Investmentbanker meint, dass „das Bankensystem untergehen wird.“ Das ist ja mal eine klare Aussage.

Zinshöhe für zweijährige US-Staatsanleihen

September 2012 bis September 2013

Wie steht es um kurzlaufende US-Staatsanleihen, bisher der sichere Hafen in jeder Krise?

In den vergangenen Tagen, als die US-Medien ausgiebig das Thema eines Raketenschlags gegen Syrien diskutierten, schossen die Zinsen für zweijährige US-Staatsanleihen nach oben, d.h. der Handelswert der Anleihen sank. Offenbar gab es eine große Zahl von Anleihebesitzern, die verkaufen wollten und es gab nicht genug Käufer.

Das Problem ist: Es hätte genau anders herum sein müssen. Angesichts der unüberhörbaren Kriegstrommeln hätte die Nachfrage nach kurzlaufenden US-Treasuries steigen müssen, so war es immer in der Vergangenheit.

Generell sind derzeit natürlich alle Anleihen weltweit unter Verkaufsdruck. In den letzten Monaten hat die Fed mit vielen einzelnen Andeutungen ein Gewebe gesponnen, das vom Markt inzwischen als Gespenst der Zinswende wahrgenommen wird.

Deswegen verkaufen sicherlich viele Besitzer von US-Staatsanleihen ihre Papiere. Oder gibt es einen anderen Grund?

Das ist jetzt die Stelle, an der sich Inspektor Columbo auf dem Absatz umdrehen müsste, um noch eine Frage zu stellen: „Just one more thing.“ Ach, eine Sache noch.

Es gibt derzeit eine regelrechte Kapitalflucht aus den Schwellenländern, die Rupie ist binnen weniger Wochen um 23 Prozent eingebrochen, der brasilianische Real ist unter Abverkaufsdruck.

Von dieser Flucht in die sicheren Häfen müssten eigentlich kurzlaufende US-Treasuries profitieren, die Zinssätze müssten sinken.

Doch das passierte nicht, das Gegenteil war der Fall.

Ach, eine Sache noch, just one more thing: Mehr als 24 Mrd. Dollar flossen im August 2013 aus US-Anleihefonds ab, aber nur 6,6 Mrd. Dollar flossen in US-Aktienfonds. Auch die FAZ fragt sich, wo die Differenz zwischen beiden Positionen geblieben ist.

Die Dollars scheinen derzeit regelrecht im Boden zu „versickern“.

Was würde ein Arzt für eine Diagnose stellen, wenn man ihm so viele bizarre Symptome schildert? Bleiben wir bei diesem Bild.

Ein Arzt wäre zu recht hilflos, wenn wir ihm die Symptome von drei Kranken schildern und vorgeben, dass es eine Person ist, die all diese Symptome vereint. Man muss also die Symptome entwirren und den verschiedenen Menschen zuordnen.

Derzeit sehen wir an den Märkten mindestens drei Marktteilnehmergruppen, die ganz verschiedene Symptome zeigen.

Vermutlich deswegen entsteht ein verwirrendes Gesamtbild.

Da gibt es zum einen die Trader und den Mainstream, die sich mit großem Appetit auf die „Informationen“ stürzen, die ihnen bei Bloomberg & Co. aufgetischt werden. Wie sieht bei diesen Marktteilnehmern die Welt aus?

Marc Faber sagte vor ein paar Tagen, dass für Hedge-Fonds-Manager seit Anfang 2013 wieder gilt: „American stocks are the only game in town.“ Zu dieser Weltsicht passt der Abzug von Hot Money aus den Schwellenmärkten, zu dieser Weltsicht passen haussierende Aktienbörsen in Deutschland und den USA.

Ein anderer Teil der Marktteilnehmer merkt, dass derzeit irgendetwas nicht stimmt. Diese Marktteilnehmer suchen einen sicheren Hafen und irren zwischen den Assetklassen umher, parken Geld auf Bankkonten. Eigentlich würden diese Anleger Anleihen bevorzugen – doch seit einigen Wochen scheint es bei Anleihen einen regelrechten „Backlash“ zu geben, Anleihen sind nicht mehr der „sichere Hafen“.

Bond-Gott Mohamed El Erian von PIMCO schrieb gerade in einem Statement: “Zu sagen, dass Bonds unter Druck wären, wäre eine Untertreibung. Über die letzten Monate hat sich das Sentiment für Anleihen dramatisch geändert: Von einer favorisierten Anlageklasse, die von der außerordentlichen Unterstützung durch Notenbanken profitierte, zu einer Assetklasse, die Abflüsse und negative Renditen aufweist und ein niedrigeres Ansehen in für eine gut diversifizierten Asset Allocation besitzt.“

Wie würde eigentlich ein Platzen der Staatsanleiheblase aussehen? Rein optisch hätten wir genau solche Märkte wie jetzt. Und wie würde eine richtige echte Zinswende aussehen? Genauso.

Mit ungeübten Augen sieht das „Platzen der Staatsanleiheblase“ optisch genau so aus, wie eine Zinswende. Es ist wie mit den vermeintlichen „Zwillingen“ aus Venezuela, die sich auf den ersten Blick so ähnlich sahen, die dann aber doch so verschieden waren.

Faszinierend, oder? Und was sehen wir nun, wenn wir die Augen so richtig aufsperren? Andy Haldane, Notenbanker der Bank of England, sah im Juni 2013 Anzeichen für das „Platzen der Staatsanleiheblase“, Anja Kohl, Moderatorin der ARD-„Börse vor Acht“ glaubt an die Zinswende der US-Notenbank. Die Ted-Umfrage ist gestartet, bitte entscheiden sie jetzt.

Neben Hot Money, das derzeit auf Aktien schwört und vorsichtigen Anlegern, die zwischen Immobilien, Anleihen und Bankkonten umherirren, gibt es eine kleine Zahl von Kapitalbesitzern, die in den letzten Monaten ins Gold gingen – mit einer Geschwindigkeit, als gäbe es kein Morgen. Präziser: als gäbe es morgen kein Gold mehr. So interpretiere ich die Statistik des Schweizer Zolls.

Sind das Insider? Insider gibt es immer, das war auch bei der Pleite der zyprischen Banken so. Damals gab die EZB den europäischen Banken offensichtlich einen Tipp und die Eurozonen-Banker zogen ihre Guthaben bei zyprischen Banken ab. Erst nachdem die Euro-Banken ihr Kapital gerettet hatten, beendete die EZB die Stützung der zyprischen Banken. Den staunenden Kleinsparern wurde erklärt, ihre Guthaben seien perdue, die zyprischen Banken hätten sich verzockt.

Die Londoner Goldbörse LBMA stellte am Freitag zum Nachmittagsfixing einen Goldpreis von 1318,50 Dollar bzw. 993,97 Euro fest. Größere Mengen Gold sind zu diesem Preis, laut Marktgerüchten, nicht mehr zu bekommen.

Quellen der Woche:

B. Meyer

Der Autor dieses Artikels ist unter meyersgoldwoche@t-online.de erreichbar.

Der Autor ist ein langjähriger erfolgreicher Privatinvestor mit antizyklischer Anlagestrategie und fundamentalanalytischem Ansatz. © 2013 B. Meyer. Reproduktion und Publikation nur mit Zustimmung des Autors oder des Gold-Super-Markts, Zitate unter Verwendung der Quellenangabe.

Hinweis: Meinungen oder Empfehlungen dieses Artikels geben die Einschätzung des Verfassers wieder und stellen nicht die Meinung der Firma TG Gold Supermarkt und/oder Ex Oriente Lux AG dar. Sie können sich jederzeit ohne vorherige Ankündigung ändern. Die hier enthaltenen Aussagen sind nicht als Angebot oder Empfehlung bestimmter Anlagen oder Anlageprodukte zu verstehen. Dies gilt auch dann, wenn einzelne Devisen, Rohstoffe, Emittenten oder Wertpapiere direkt erwähnt werden. Der Autor dieses Artikels ist kein Finanzberater. Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen sind allgemeiner Natur können eine auf die individuellen Verhältnisse des Anlegers abgestimmte Finanzberatung nicht ersetzen. Die in diesem Artikel genannten Informationen wurden nach bestem Wissen und Gewissen gesammelt und zitiert. Jegliche Haftung für die Richtigkeit der genannten Informationen ist ausgeschlossen.

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